Sächsische Rechtschreibung
Ich habe gerade die nächste Redaktionsklausursitzung geplant. Sie wird mal wieder in Dresden stattfinden. Dresden ist die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen. Im Gegensatz zu Hannover, wo ja bekanntlich das reinste Hochdeutsch gesprochen wird (das glaubt man auch nur so lange, bis man da wohnt), ist das ja in Sachsen nicht unbedingt der Fall. Das findet da aber auch niemand schlimm, im Gegenteil. Es betrifft zum Beispiel die Vokalquantitäten. Sächsisch spricht man Sport mit kurzem O. Wie man das in Hannover spricht, ist unnachahmlich, es kommt so etwas wie ein CH darin vor. Der Sachse an sich kämpft auch immer mit den weichen und den harten Konsonanten, jedenfalls beim Sprechen.
Gelegentlich aber auch beim Schreiben, wie ich unlängst im Urlaub feststellte. Am sogenannten „Biblischen Haus“ in Görlitz, das so heißt, weil auf der Fassade lauter biblische Geschichten dargestellt sind, ist über dem Portal zu lesen: „Got pewahre deinen Ausgang und Eingang zu ewigen Zeiden.“ Ist halt schwierig mit den Konsonanten und die Inschrift ist ja auch sehr lange vor der Rechtschreibreform fabriziert worden. Aber ich kam ins Grübeln. Ist es wirklich eine gute Idee, nach Sachsen zu fahren, nachher färbt das noch ab und in der LuKi sind alle Konsonanten falsch? Aber dann der rettende Gedanke: Görlitz liegt in der Oberlausitz. Dass man dort Sächsisch spricht, würden die Einheimischen weit von sich weisen. Das mit der Inschrift muss ein Versehen sein. Wir riskieren das mal mit Dresden. Zur Not fahren wir halt das nächste Mal in die Oberlausitz …