Die Kannenbäckerin

Die KannenbäckerinMit dem Roman von Annette Spratte taucht man ein in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Westerwald. Man lernt Johanna kennen, wie sie mit ihrem Vater aus ihrem kleinen Dorf in die nahe Stadt Hachenburg fährt. Auf der Ladefläche ihres Karrens liegen die in Stroh gepackten Leichen ihrer Mutter und der Geschwister. Alle in kurzer Zeit gestorben an der Pest.

Während Johanna in die Kirche rennt, um „Schluckbilder“ für ihren Vater zu kaufen – kleine Heiligenbildchen, die den Kranken, wenn nichts mehr half, zum Schlucken gegeben wurden –, stirbt der Vater mitten auf der Gasse. Nun ist das dreizehnjährige Mädchen ganz auf sich gestellt. Die Nachbarin verkleidet sie als Jungen, damit sie den Weg bis zu einem entfernten Onkel in diesen Kriegszeiten eher überlebt. Als Johanna dort ankommt, ist die Verwandtschaft wenig begeistert. Aber als Junge kann sie wenigstens mit anpacken, auf dem Feld, im Haus und sogar in der Töpferei des Onkels. Johanna traut sich nicht, ihre Tarnung aufzulösen. Sie lernt begeistert das Töpferhandwerk und gewinnt bald das Vertrauen ihres Onkels. Natürlich fliegt ihr Geheimnis auf, als sie älter wird, und es verstört die Menschen um sie herum. Sie wird sogar als Hexe angeklagt; der Hof ihres Onkels wird – wie das ganze Dorf – von marodierenden Soldaten überfallen; der Onkel stirbt.

Ja, eigentlich viel zu viel Leid für ein junges Mädchen. Aber Johanna zerbricht nicht daran. Sie ist gegen alle Widerstände zur versierten „Kannenbäckerin“ geworden. Und in all dem Leid findet sie tatsächlich nach und nach Halt und Trost im Glauben an Jesus Christus, der für sie ans Kreuz ging. Wo sie doch nach dem Tod ihres Vaters dem Pfarrer noch entgegengeschrien hatte, sie werde nie wieder beten.

Der Autorin Annette Spratte gelingt es grandios, die Figuren lebendig werden zu lassen. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, das Lokalkolorit des Westerwaldes (wo sie selbst lebt), die Technik der Töpferei hat sie intensiv recherchiert. Mit der „Kannenbäckerin“ ist ihr ein eindrucksvoller, spannender Roman gelungen. Großes und lehrreiches Lesevergnügen!

Rezension von Doris Michel-Schmidt

Annette Spratte:
Die Kannenbäckerin
Francke-Buch 2021, 399 Seiten, 14,95 Euro

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