Glaube, Hoffnung, Liebe

Cover A. GruenhagenGute Andachtsbücher sind Mangelware, jedenfalls wenn man an lutherischer Theologie interessiert ist und gleichzeitig gut verständliche, lebensnahe Texte sucht.

Dass Andrea Grünhagen die kurze Form der Andacht meisterlich beherrscht, hat sie schon in ihrem ersten Andachtsbuch bewiesen („Sonntag – Impulse für das Kirchenjahr“). Nun hat die Theologin, die als Referentin im Kirchenbüro der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Hannover arbeitet, einen weiteren Band mit Gedanken zu den Sonntagen des Kirchenjahres veröffentlicht. „Glaube, Hoffnung, Liebe“ – diesen biblischen Dreiklang habe sie als Titel für ihr neues Andachtsbuch gewählt, erklärt die Autorin im Vorwort, weil sie gemerkt habe, dass er oft vorkomme in dem, was sie schreibe. „Glaube, Liebe und Hoffnung sollen und können wachsen, weil sie etwas Lebendiges und Dynamisches sind. (…) Sie haben auch gemeinsam, dass sie nicht an der Grenze des Todes enden“.

Ausgehend von Bibelversen zu den jeweiligen Sonntagen im Kirchenjahr führt Andrea Grünhagen – ja, zum Evangelium: konkret, verständlich, lebensnah. Aber eben nicht trivial, nicht oberfläch lich, nicht ausweichend, nicht anbiedernd an eine Zeit, die biblische Texte nicht mehr verstehen will. Oft nimmt sie einen Aspekt aus den Bibeltexten heraus, verknüpft ihn mit eigenen Erfahrungen oder Gedanken, geht auf die biblischen Zusammenhänge ein, nimmt Bezug auf Kirchenlieder, christliche Kunst oder Traditionen.

Zum Beispiel an Heiligabend, wo sie die vergessene Tradition aufnimmt, um den Weihnachtsbaum und die Krippe herum einen ganzen „Paradiesgarten“ zu gestalten, in den dann unter anderem auch Adam und Eva hineingesetzt wurden. Adam und Eva an Weihnachten? Ja, weil Weihnachten mit unserer Erlösung zu tun hat.

Oder an Palmsonntag: Hier wird die Frage aufgeworfen, was das eigentlich soll mit den Palmzweigen? Nach ersten Antwortversuchen nimmt die Autorin den Leser mit in den weiteren Erkenntnisprozess, indem sie schreibt: „Ich habe nicht den Eindruck, dass uns diese Überlegungen schon wirklich weiterbringen, um den geistlichen Sinn zu erfassen.“ Also geht es weiter und tiefer hinein. Oder an Trinitatis: Am Beispiel des aaronitischen Segens geht die Autorin der Frage nach, warum eigentlich kirchliche Angebote des Segnens so gern angenommen werden, ja unumstritten sind. Spannende Frage – und ebenso spannende wie lehrreiche Hinweise dazu.

Die kurzen Texte – jeweils zwei bis drei Seiten – geben viel „Futter“ mit zum Weiterdenken, ja sie fordern gerade dazu auf. Andrea Grünhagen setzt einen Anfang – ihre Auslegungen sind anregend, sie vermitteln Hintergründe und ordnen die biblischen Verse theologisch ein. Aber sie lassen immer so viel Neugier zurück, dass man Lust hat, sich weiter damit zu beschäftigen. Und das ist doch, was den Glauben nährt: die regelmäßige Beschäftigung mit Gottes Wort. Insofern ist das Buch nicht nur für die Andacht zu Hause ein hilfreicher Begleiter, sondern zum Beispiel auch für Gemeindekreise. Glaube, Liebe, Hoffnung: Dass diese drei wachsen können, dazu dienen die Texte in diesem Buch ganz gewiss. Sie sind im besten Sinn Glaubensnahrung.

Rezension von Doris Michel-Schmidt

Das Buch „Glaube, Hoffnung, Liebe – Gedanken zum Kirchenjahr“ hat 240 Seiten und ist erschienen im Sola-Gratia-Verlag Rotenburg (Wümme).
Es kann für 7,50 Euro beim Verlag oder über den Buchhandel bezogen werden.
Weitere Informationen sowie auch ein kostenloser E-Book-Download finden sich auf der Verlagswebsite.