Das vergessene Geheimnis

Cover EcksteinEigentlich mag ich Bücher nicht besonders, die als aphoristische Sammlung angelegt sind; zu kurzgesprungen ist mir oft solches „Gedanken-Hopping“. Aber das neue Büchlein von Hans-Joachim Eckstein, der lange Professor für Neues Testament in Heidelberg und Tübingen war, ist „Häppchenkost“, die nahrhaft ist. Die kurzen Texte – zwei, drei Seiten maximal, oft als Gedichte geformt – haben etwas Widerständiges. Was, mindestens dem frommen Christen, zunächst eingängig klingt, stellt – gerade auch den Glaubenden – beim genauen Lesen immer wieder in Frage. Und führt ihn damit in die tiefere Beschäftigung mit Gottes Wort. Dafür sind zu fast jedem Text entsprechende Bibelstellen angegeben.

„Es ist alles ganz schlimm“ ist zum Beispiel ein Text überschrieben. Und dann beginnt er: „Weltverdrossenheit allein ist noch kein hinreichender Ersatz für die christliche Hoffnung auf Gottes Reich.“ Schon darüber könnte man lange nachdenken. Der Text geht weiter: „Weltfremdheit als solche macht einem den Himmel noch nicht zur Heimat. Wer von der Freude an Gott und von der Vorfreude auf die himmlische Welt erfüllt ist, der wird gewiss Probleme und Entbehrungen auf Erden viel leichter ertragen. Aber indem wir auf alle irdischen Freuden verzichten und in der Welt immer nur Probleme sehen, haben wir dadurch noch keinen Anteil am ewigen Leben.“

Das ist ein Ton, der biblische Wahrheit frisch verkündet, der nicht so schnell überlesen wird, der aufhorchen lässt. Eckstein hat in seinen zahlreichen Büchern einfühlsam und sprachgewandt zum Glauben an Jesus Christus eingeladen. Diese Sammlung kurzer Texte tut das auch, zur täglichen Andacht, als Impuls vor dem Schlafen, oder immer dann, wenn die Gedanken einem davonlaufen wollen.

Rezension von Doris Michel-Schmidt

Hans-Joachim Eckstein
Das vergessene Geheimnis – Christus in uns
SCM-Verlag 2024, 240 Seiten, 18,00 Euro